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Wie (un)gesund ist das tägliche Glas Wein?

Aktualisiert: 13. Dez. 2020

Beitrag von GoodGains-Praktikant Lukas

mit freundlicher Unterstützung meines Kommilitonen Alexander Wolf

Ein Bierchen zum Feierabend oder ein Gläschen Rotwein vor dem Fernseher, vielleicht hast auch du hierfür einen festen Platz in deinem Tagesrhythmus. Wenig Alkohol ist ja nicht schädlich, vielleicht sogar gesünder als absoluter Verzicht. Oder?

Alkohol (damit ist im Folgenden hauptsächlich Ethanol gemeint) ist seit den frühesten Tagen der Zivilisation ein fester Bestandteil der menschlichen Ernährung. Von vergorener Ziegenmilch bis hin zum Single Malt Whisky stand und steht eine weite Bandbreite an alkoholischen Getränken zur Auswahl, um sich mal ordentlich die Birne wegzuknallen. Aber es muss ja nicht immer Komasaufen sein. Dass das nicht gerade die Formel zur Unsterblichkeit ist, sollte ja den meisten bekannt sein. Aber wie sieht es mit moderatem und regelmäßigem Konsum aus? Bier und Wein werden gerne als Genussmittel hinzugezogen, wenn der berauschende Effekt des Alkohols nicht unbedingt im Vordergrund stehen soll. Dazu enthalten sie auch noch einige Pflanzenbestandteile, die bei der Destillation von u.a. Schnäpsen häufig verloren gehen. Überwiegen diese Inhaltsstoffe in ihren gesundheitsfördernden Eigenschaften etwa den zellschädigenden Effekten des Alkohols?

Ein ganz normaler Montagmorgen in der GoodGains-Redaktion

Serge Renaud, ein Forscher an der Universität Bordeaux, stellte 1992 mit dem Französischen Paradox ein Phänomen dar, welches bereits 1819 von dem irischen Arzt Samuel Black beobachtet wurde. Es beschreibt die statistisch niedrigere Häufigkeit von Herzinfarkten in Frankreich im Vergleich zu anderen Ländern mit ähnlich hohem Verzehr von gesättigten Fetten. Ursache hierfür soll der Konsum des für Frankreich typischen Rotweins, wie auch die französische Küche sein. Das Paradox ist heute allerdings unter Forschern sehr umstritten und wird teilweise grundlegend in seiner Existenz angezweifelt. Dennoch könnte mitunter in diesem Paradox die Herkunft unserer Thematik liegen.


Was steckt alles in Bier und Wein?

Nun, am offensichtlichsten sind natürlich Wasser und Alkohol. Schauen wir uns zuerst Bier genauer an. Es enthält in der Regel 80 - 90 % Wasser und 3,5 - 5 % Alkohol, wobei es hier natürlich mit alkoholfreiem Bier sowie Starkbier ein paar Ausreißer in beide Richtungen gibt. Des Weiteren sind hier einige wasserlösliche Vitamine (Riboflavin, Pyridoxin, Niacin, Pantothensäure & Folsäure), wie auch Mineralstoffe (Kalium, Magnesium und Selen) zu finden.

Bei Wein finden sich in der Regel 70 - 85 % Wasser und 10 - 15 % Alkohol. An Mineralstoffen bietet Wein Eisen, Kalium und Magnesium. Die Inhaltsstoffe, welche eine gesundheitsfördernde Wirkung versprechen sind aber die Polyphenole, inklusive Flavonoide, darunter die Anthocyane (Farbstoffe) und Tannine (Gerbstoffe). Tannine zeigen eine antioxidative und antibakterielle Wirkung und sorgen zudem für das pelzige Gefühl im Mund. Anthocyane wirken in-vitro (bei Versuchen im Glas, also außerhalb eines lebenden Organismus) hoch antioxidativ, haben allerdings eine sehr geringe Bioverfügbarkeit. Das am besten erforschte Polyphenol ist Resveratrol, dem anhand von in-vitro-Studien antikarzinogene (das Krebsrisiko senkend) Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Gabe von Polyphenolen aus Rotwein konnte bei Mäusen die Bildung von Tumoren der Darmschleimhaut hemmen.

Da scheinen also ein paar richtig gesunde Sachen in Bier und Wein zu stecken!

Da wir hier aber bei GoodGains sind, müssen wir dir leider gleich wieder den Spaß verderben. Wir haben nämlich noch gar nicht über Alkohol gesprochen. Man unterscheidet hier grob zwischen Methanol, Ethanol und höheren Alkoholen. Die höheren Alkohole, auch Fuselöle genannt, tragen zum Geschmack bei und sind in ihrer Zusammensetzung stark von Gär- und Destillationsverfahren abhängig:


Methanol wirkt akut toxisch. Die Vergiftungserscheinungen treten also eher bei kurzzeitigem, intensiven Konsum auf.


Ethanol wirkt zellschädigend und findet sich daher häufig in Desinfektionsmitteln. Bei regelmäßiger Aufnahme in den Organismus hingegen führt es zu Langzeitschäden. Bestes Beispiel hierfür ist die Leberzirrhose.


In der Leber wird Ethanol zum krebserregenden Acetaldehyd verstoffwechselt, welches für den Kater am nächsten Morgen sorgt. Acetaldehyd wird anschließend zu Essigsäure oxidiert, welche relativ harmlos ist, es sei denn, du achtest auf deinen Säure-Basen-Haushalt. *schallendes Gelächter aus dem Publikum*

Die böse J-Kurve

Du merkst, in welche Richtung wir das Thema lenken wollen, doch dann kommt uns diese Metaanalyse aus dem Jahr 2017 mit insgesamt 333.247 Teilnehmern in die Quere. Diese Studie hat die allgemeine Sterblichkeit sowie durch Krebs und kardiovaskuläre Erkrankungen aus den National Health Interview Surveys erfasst und anhand der Angaben der Teilnehmer über ihren persönlichen Alkoholkonsum unterteilt. Die Ergebnisse zeigen die typische J-Kurve, welche man häufig in Studien zu diesem Thema sieht. Der Ausschlag nach unten suggeriert eine niedrigere Sterberate bei Personen, die regelmäßig kleine Mengen an Alkohol zu sich nehmen als bei Abstinenzlern, also Personen, die gar keinen Alkohol trinken.

Doch wir wären nicht GoodGains-Mystery, wenn wir der Sache nicht auf den Grund gehen würden!


Können Studien falsch liegen? Die Antwort ist ein klares JA. Es ist sogar Sinn der Wissenschaft, sich aktuellen Ergebnissen anzupassen, auch wenn das bedeutet, dass ein Haufen früherer Studien plötzlich obsolet ist. Doch leider werden der Einfachheit halber Ergebnisse teilweise aus früheren Studien übernommen oder in Metaanalysen wieder aufgegriffen.


In der oben genannten Metaanalyse ist aufgrund der unspezifischen Auswahl an Quellen zum Teil der Fehler unterlaufen, dass ehemalige Alkoholiker in die Gruppe der Abstinenzler gewandert sind. Da diese aufgrund ihrer Vergangenheit bereits gesundheitlich vorbelastet sind, steigt die untersuchte durchschnittliche Sterberate der gesamten Gruppe. Somit stehen in der Grafik Personen mit mäßigem Alkoholkonsum besser da als die durchmischte Abstinenzgruppe. Dieses Phänomen nennt sich Abstainer Bias. Wenn du noch weiter in dieses Thema eintauchen willst, können wir dir diese systematische Übersichtsarbeit empfehlen, welche sich intensiv mit dem Abstainer Bias und weiteren Faktoren auseinandergesetzt hat. Wer nicht so viel lesen möchte, kann sich diesen Kommentar zu Gemüte führen.

Wir haben dir jetzt wahrscheinlich vorerst die Lust auf Alkohol vermiest. Aber lass dich beruhigen. Wie immer gilt: die Dosis macht das Gift. Das genüssliche Feierabendbier soll dir nicht verwehrt bleiben, aber behalte im Hinterkopf, dass du deinem Körper nicht nur ordentlich Kalorien, sondern auch schädlichen Alkohol zuführst.


Und damit Prost!

Dein GoodGains-Team (und Lukas)

PS: Wir hoffen, dass etwas für dich in diesem Artikel dabei war. Du hast aber noch so viele Fragen zum Training oder zu anderen Themen? Kein Problem. Die beantworten wir in unserem Podcast. Schreibe uns einfach unter mail@good-gains.de

https://www.weinbilly.de/wein-inhaltsstoffe

https://de.wikipedia.org/wiki/Bier#Inhaltsstoffe

https://rhein-ahr-wein.de/blogs/weinwissen/wein-inhaltsstoffe

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