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(Fast) alles über Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Aktualisiert: 13. Dez. 2020

Beitrag von GoodGains-Praktikant Lukas


Jeder kennt mindestens eine Person in seinem näheren Umfeld, die Probleme mit bestimmten Lebensmitteln hat. Die möglichen Reaktionen des Körpers auf den Konsum dieser Nahrungsmittel reichen von leichten Verdauungsproblemen über Hautausschläge bis hin zu Atemnot und akuten Krämpfen. Wir möchten dir in diesem Artikel zeigen, wie man Lebensmittelunverträglichkeiten unterscheidet und seinen Alltag entsprechend anpassen kann.


Einer Lebensmittelunverträglichkeit kann in erster Linie eine Lebensmittelvergiftung zugrunde liegen. Bakterien und Pilze, die sich übermäßig auf einem verdorbenen Lebensmittel vermehren, werden je nach Gattung diverse Stoffwechselprodukte sowie Toxine in höheren Konzentrationen bilden. Die üblichen Reaktionen des Körpers bei leichten Lebensmittelvergiftungen sind Übelkeit und Erbrechen. Hierbei sollten die meisten Menschen auch ähnlich reagieren.


Viel interessanter sind doch jene Unverträglichkeiten, die bei verschiedenen Personen ohne ersichtlichen Grund auftreten und scheinbar völlig zufällig unter der Bevölkerung verteilt sind. In Deutschland leiden etwa 15 - 20 % der Bevölkerung an Laktoseintoleranz. Im weltweiten Durchschnitt sind es sogar 65 - 70 %. Zudem reagieren etwa 10 - 20 % der Erwachsenen auf den Konsum von Fruchtzucker mit Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Was ist die Ursache für diese Unverträglichkeiten? Kann man sich vor ihnen schützen? Und was kommt auf einen zu, wenn man selbst betroffen ist?


Im Folgenden werden wir etwas genauer auf einzelne Unverträglichkeiten eingehen, deren Entstehung erläutern und zeigen, wie man seinen Konsum im Alltag entsprechend anpassen kann. Falls wir in Zukunft genauer auf eine dieser Unverträglichkeiten eingehen sollen, lass es uns gerne über mail@good-gains.de oder per DM auf Instagram wissen.

Hier sehen wir einen Mann, der die Milch in seinem Kaffee nicht verträgt.

Laktoseintoleranz

Das wohl prominenteste Beispiel für einen Enzymmangel ist die bereits genannte Laktoseintoleranz. Dabei wird das Enzym Laktase nicht ausreichend im Dünndarm gebildet, welches den Milchzucker (Laktose) normalerweise in Galaktose und Glukose spaltet. Stattdessen freut sich nun das Darmmikrobiom über die großen Mengen an Laktose, was zur Bildung der oben genannten Stoffwechselprodukte führt. Das Ergebnis sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Erbrechen.

Säugetiere werden auf natürliche Weise beim Heranwachsen laktoseintolerant. Der Umstand, dass wir Mitteleuropäer auch im Erwachsenenalter Laktose vertragen, basiert tatsächlich auf einem Gendefekt, der sich evolutionär durchgesetzt hat.

Survival of the milkiest... oder so. In Gebieten, in denen kaum Milch konsumiert wird, wie große Teile Afrikas und Südostasiens, sind sogar ca. 90 % der Menschen laktoseintolerant. Wenn du also mit der Zeit laktoseintolerant geworden bist, freu dich, dass du nicht zu diesen Mutanten gehörst.

BURN THE HERETIC. KILL THE LAKTOSE MUTANT. PURGE THE UNCLEAN

Zudem steht dir noch immer eine große Auswahl an Produkten zur Verfügung. Milchersatzprodukte wie Hafer-, Mandel- oder Soja-Drink gibt es überall. Wenn du gar nicht auf Milch verzichten willst, gibt es auch enzymatisch vorbehandelte, laktosefreie Milch, wenn auch nicht in jedem Supermarkt. Fermentierte Milchprodukte enthalten durch die mikrobielle Verarbeitung kaum bis gar keine Laktose. Käse ist nach regulärer Reifung laktosefrei.


Fruktosemalabsorption

Die Fruktosemalabsorption unterscheidet sich von der angeborenen Fruktoseintoleranz, bei welcher ein Gendefekt den Abbau von Fruktose einschränkt. Die genaue Funktionsweise der Fruktosemalabsorption ist noch immer nicht ganz geklärt. Hierbei ist der die Aufnahme von Fruktose im Dünndarm über den Glukose/Fruktose-Transporter GLUT-5 gestört.

GLUT-5 transportiert normalerweise Glukose und Fruktose im gleichen Verhältnis in die Zelle. Bei einer Störung bleibt Fruktose (abgängig von der Glukosedosis) im Dünndarm zurück und wird weiter zum hungrigen Mikrobiom im Dickdarm gespült. Die Symptome sind damit ähnlich der Laktoseintoleranz.


Betroffenen bleibt oft keine andere Wahl, als ihren Fruktosekonsum zu verringern, ihn aber nicht komplett einzustellen! Zudem sollten Stoffe, die zu Fruktose abgebaut werden können, wie Zuckeralkohole in Diätprodukten, zudem Hülsenfrüchte, Limonaden, Honig und Süßigkeiten großräumig gemieden werden.

Es besteht der Verdacht, dass eine erhöhte Aufnahme von Glukose der Malabsorption entgegenwirken könnte, allerdings ist hierbei auf die unterschiedlichen Verdauungsgeschwindigkeiten zu achten, falls purer Traubenzucker supplementiert wird.

Da Obst Fruktose, aber auch viele Vitamine enthält, liegt es letzten Endes oft an der Einzelperson, wie viel sie davon in ihrer Ernährung zulässt und mit ihrem Wohlergehen vereinbaren kann.


Histaminintoleranz

Auch bei der Histaminintoleranz liegt ein Enzymmangel vor. In diesem Fall ist es die Diaminoxidase (DAO), welche für den Abbau von biogenen Aminen (ich verschone dich mal mit einer tiefgründigen, biochemischen Erklärung) zuständig ist. Anders als bei den zuvor genannten Intoleranzen kommt hier zusätzlich zu Darmproblemen vor allem zu Hautrötungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Atembeschwerden.

Histamin findet sich vor allem in gereiften und fermentierten Lebensmitteln wie Rotwein, Käse, Sauerkraut, Salami, Fisch, Essig und Schokolade (also alles, was irgendwie Spaß macht). Ein zusätzlicher Konsum von Alkohol erhöht die Durchlässigkeit der Zellen, wodurch Histamin stärker wirken kann.

Da die Symptome der Histaminintoleranz ernster sein können als bei den zuvor genannten Intoleranzen, wird neben dem Verzicht auf die entsprechenden Lebensmittel zusätzlich zu einer ärztlichen Rücksprache geraten.


Weizenintoleranz

Es konnte neben der immunologisch begründeten Weizenallergie und der Zöliakie zusätzlich die Existenz einer Weizenintoleranz beobachtet werden. Hierbei scheint ausnahmsweise nicht Gluten die Inkarnation des puren Bösen zu sein, sondern möglicherweise auch weitere Weizeninhaltsstoffe, andere Darmerkrankungen sowie das Mikrobiom zur Entstehung beizutragen. Häufig klagen Betroffene über Unwohlsein aufgrund von Symptomen des Magen-Darm-Traktes. Da diese Angaben häufig sehr subjektiv sind, lässt sich diese Intoleranz nicht genau von anderen Begleiterkrankungen abgrenzen. Um das Krankheitsbild genauer einzugrenzen, werden glutenhaltige Produkte für einen bestimmten Zeitraum aus der Ernährung entfernt und eine eventuelle Symptomminderung abgewartet. Das Ergebnis kann allerdings deutlich durch psychologische Aspekte verzerrt werden.

 

Bei den NMA geht es aber noch deutlich härter zu. Hierbei werden bestimmte Nahrungsbestandteile (häufig Proteine) von den körpereigenen Immunzellen fälschlicherweise als Fremdkörper erkannt, was eine immunologische Reaktion zur Folge hat. Theoretisch könnte jedes Nahrungsprotein eine Immunreaktion auslösen, in der Praxis beschränkt es sich aber (zum Glück) auf einige wenige Lebensmittel. Die größten Unruhestifter sind Nüsse, Eier, Milch, Soja, Weizen und Meeresfrüchte.


Es kommt durchaus vor, dass manche NMA nach der Kindheit verschwinden, während andere erst im Erwachsenenalter auftreten. Häufig sind dabei auch Kreuzallergien involviert. Das bedeutet, dass eine bestehende Allergie auch durch bestimmte Allergene aus Nahrungsmitteln ausgelöst werden kann. Beispielsweise tritt eine Birkenpollenallergie sehr häufig in Kombination mit einer Allergie gegen Haselnüsse, Kern- und Steinobst, Karotte und Sellerie auf oder eine Hausstaubmilbenallergie mit einer Krustentierallergie. Außerdem können auch Allergien zwischen verschiedenen Obst- und Gemüsesorten auftreten. Eine Pfirsichallergie kommt zum Beispiel häufig zusammen mit einer Nuss- oder Hülsenfruchtallergie vor.


Da diese allergischen Reaktionen des Öfteren schwerwiegend bis tödlich sein können, ist es sehr ratsam, bei einem Verdacht einen Arzt zu Rate zu ziehen und sich ausgiebig testen zu lassen. Sollte eine Allergie nachgewiesen werden, ist es absolut notwendig, die entsprechenden Lebensmittel zu meiden! Außerdem ist es unabdingbar, die entsprechenden Medikamente mit sich zu führen. Es ist nicht "cool" seinen EpiPen für eine Party zu Hause zu lassen, sondern einfach nur grob fahrlässig und dumm. Solltest du Allergiker sein, musst du dich wohl oder übel damit abfinden. Du musst niemandem etwas beweisen - du bist einfach krank.

Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) tritt, wie auch die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, häufig als Vorerkrankung zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf. Sie hier ausführlich zu besprechen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Außerdem handelt es sich dabei um ein aus ernährungswissenschaftlicher Sicht unglaublich relevantes Thema, sodass ich ihr gerne einen eigenen Blogeintrag widmen würde. Vorausgesetzt, es besteht das entsprechende Interesse dafür.

Das Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird aufgrund seiner Natur immer aktuell bleiben. Enzymdefekte bei NMI lassen sich nun mal nicht, nach aktuellem Wissensstand, durch eine gesunde Lebensweise verhindern. Eine dadurch entstandene Intoleranz muss als externer Faktor betrachtet werden und man muss sich letzten Endes damit abfinden und seine Ernährungsgewohnheiten entsprechend anpassen.


Bei Allergien hingegen könnte eine frühzeitige Sensibilisierung das Auftreten verhindern. Deshalb ist es wichtig, sich nicht vom allgemeinen Aufschrei bei bestimmten potentiellen Allergenen abschrecken zu lassen (damit meine ich vor allem meinen guten Freund Gluten).

Verzichte nicht auf bestimme Lebensmittel, nur weil andere allergisch dagegen sind.

Wer ohne bestehende Allergie oder Erkrankung verzichtet, beraubt sich nur selbst einer großen Palette an Nährstoffquellen.


Wir hoffen, dieser Artikel hat dich aufgeklärt oder dir vielleicht bei einer bestehenden NMU weitergeholfen.

Dein Goodgains-Team (und vor allem Lukas)

PS: Wir hoffen, dass etwas für dich in diesem Artikel dabei war. Du hast aber noch so viele Fragen zum Training oder zu anderen Themen? Kein Problem. Die beantworten wir in unserem Podcast. Schreibe uns einfach unter mail@good-gains.de








Ernährungsmedizin; Biesalski H. K., Bischoff S., Pirlich M., Weimann A.; Thieme; 5. Auflage

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